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Nitakujengea kinyumba na vikuta vya kupitia [A Home for You I Will Create with Exit Pathways – A Gut Feeling] von Rehema Chachage

Performance und Preisverleihung: Fr, 01.09.2023, 19 Uhr
Ausstellung: Sa, 02.09.– Sa, 16.09.2023
Künstlerinnengespräch: Fr, 08.09.2023, 18 Uhr

Was bedeutet es, sich an einem Ort zuhause zu fühlen? Woraus speist sich dieses „gut feeling“, diese spontane Resonanz zwischen Ich und Umwelt, unter welchen Voraussetzungen entsteht ein Gefühl des „Hierhin-Gehörens“? Die Preisträgerin des H13 Niederösterreich Preis für Performance 2023 Rehema Chachage macht sich in ihrem Projekt Nitakujengea kinyumba na vikuta vya kupitia [A Home for You I Will Create with Exit Pathways – A Gut Feeling] auf die Suche nach Antworten.

Anhand der Lebenswege ihrer mütterlichen Familienlinie wirft die Künstlerin in ihrem Projekt einen Blick auf die Komplexität und Vielfalt des Phänomens Zuhause. Dabei blickt sie auf die Migrationserfahrungen ihrer Vorfahrinnen Nankondo, Bibi Mkunde und Mama Demere ebenso sehr wie auf aktuelle Konstellationen von Flucht, Abschottung und Vertreibung. Die zutiefst politische Fragilität dieses Empfindens und dessen performative Erkundung stehen in der bei der Preisverleihung erstmals präsentierten Performance und in der anschließenden Ausstellung von Chachage, zentral.

Dabei wird der Kunstraum Niederoesterreich zur Bühne und zum mentalen Resonanzraum: mit einem sorgfältig gestalteten Ensemble aus Naturmaterialien und Architekturfragmenten (mit Referenzen an Chachages Heimatland Tansania) schafft Chachage einen assoziativen Ort, in den verschiedene Formen kollektiven Erinnerns – Geschichten, Lieder, Rituale – eingeschrieben sind. Mit ihrer Performance interveniert Chachage in diesem Gefüge und erweitert es um die Frage, welche Rolle der Körper – auch in seinen Beziehungen zu anderen Körpern – in der Entstehung eines Zugehörigkeitsgefühls, spielt.

Die Performance wurde am Tag der Preisverleihung, am 01.09.2023 ab 19 Uhr im Kunstraum Niederoesterreich aufgeführt. 

Der H13 Niederösterreich für Performance wurde 2023 erstmals in Partnerschaft mit einer Institution im Ausland, der Bergen Kunsthall in Norwegen, vergeben. 

Rehema Chachages künstlerische Praxis zeichnet sich durch eine große mediale und methodische Vielfalt aus. Visualität, Sound und Geruch vereinigen sich in ihren Performances und Installationen zu komplexen multisensualen Arrangements. Quelle und Schauplatz von Chachages Praxis ist das eigene matrilineare Familiengedächtnis. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter hat die Künstlerin ein umfangreiches „performatives Archiv“ geschaffen, das vielfältige Formen kollektiven Erinnerns miteinander kombiniert. Besondere Aufmerksamkeit kommt darin der oft reduzierten Rolle des Körpers als Ort und Medium historischer Wissensproduktion zu. Rehema Chachage hat an der Michaelis School of Fine Art der Universität Kapstadt sowie am Goldsmiths, University of London, studiert. Derzeit schließt sie ihre Promotion (PhD in Practice) an der Akademie der bildenden Künste in Wien ab.

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