H13 Niederösterreich Preis für Performance 2025
Die Gewinnerin des H13 Niederösterreich Preis für Performance 2025 steht fest. Der H13-Preis geht heuer an die Choreografin und Performancekünstlerin Stina Fors. 73 Bewerbungen hat die H13-Jury in diesem Jahr gesichtet. Am Ende hat sich Fors mit ihrem Projekt Answer me, Pythia klar durchgesetzt. Die Jury-Mitglieder Dot Zhihan Jia, Carolina Nöbauer und Frederike Sperling schreiben:
„In ihrer zwei Wochen andauernden Performance Answer me, Pythia transformiert die Performancekünstlerin und Choreografin Stina Fors den Kunstraum Niederoesterreich in das Orakel von Delphi. Wie einst in der antiken Weissagungsstätte werden Besuchende auch hier täglich die Priesterin Pythia antreffen, die von Fors heraufbeschworen wird. Pythia, so heißt es, verlautbart ihre Prophezeiungen in trunkener Ekstase und gibt Ratschläge in unvorhersehbaren Ausdrucksformen und mit großem Interpretationsspielraum. Mit einer Faszination für das Absurde und Ungeschliffene formuliert Fors mit dem prämierten Projekt einen zeitgenössischen Kommentar zur Post-Truth-Ära: Wo Wahrheitsansprüche auf Basis von Affekten und Überzeugungen reklamiert werden, wirft Fors Besuchende auf ihre individuelle Kritikalität zurück. Sie ermutigt sie, sich selbst und einander zu befragen, auch oder gerade dann, wenn man selbst – und die Kunst – nicht immer ganz eindeutige Antworten zu bieten hat. Mit Methoden wie Bauchreden, verschiedenen Vokaltechniken, Spontaneität und Interaktion konzipiert Fors mit Answer me, Pythia ein kompromissloses Commitment zum Live-Moment und den unmittelbaren Begegnungen, die performative Kunst ermöglichen kann.“
Ziel des H13-Preises ist es, ein Schlaglicht auf die Vielfalt zeitgenössischer Performance zu werfen – in Österreich und darüber hinaus. Auch dieses Jahr verleiht der Kunstraum Niederoesterreich den Preis daher wieder zusammen mit einer renommierten internationalen Partnerinstitution: dem Studio Voltaire in London. Das Studio Voltaire ist eine der führenden Non-Profit-Kunst- und Bildungsinstitutionen im Vereinigten Königreich. Es fördert aufstrebende und unterrepräsentierte Künstler*innen und initiiert und produziert Ausstellungen, Kooperationsprojekte, Förderprogramme, Live-Events und Offsite-Projekte.
Neben dem Preisgeld erwartet Fors ein Residency-Aufenthalt am Studio Voltaire, der vielfältige Möglichkeiten des kreativen Austauschs und der professionellen Weiterentwicklung bietet.
Fors‘ Performance Answer Me, Pythia erstreckt sich über die gesamte Laufzeit des diesjährigen H13-Programms von Samstag, 22.11. bis Samstag, 06.12.2025. Den Auftakt bildet eine Lecture-Performance, die Fors im Rahmen der feierlichen H13-Preisverleihung am Freitag, 21.11.2025 im Kunstraum Niederoesterreich präsentieren wird.
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Stina Fors (geb. 1989, SE) ist eine Performance-Künstlerin, Schlagzeugerin und Choreografin mit einer Vorliebe für das Absurde und Seltsame. Sie schafft Solowerke, die sich zwischen Tanz, Theater und Musik bewegen und von Spannung, Humor und roher Energie durchdrungen sind.
Stina begreift ihre Werke oft als zusammenhängenden, dynamischen Prozess, dessen einzelne Elemente fortlaufend durchgearbeitet und dem jeweiligen Kontext neu angepasst werden – wie etwa zuletzt im Rahmen der Cremona Art Week 2025 in Italien, wo sie drei Werke zu einer ortsspezifischen Performance verschmolz. Ein weiteres Beispiel ist ihre Ein-Frau-Punk-Band Stina Force, in der sie Schlagzeug und Gesang zu spontanen, nervenaufreibenden Performances verbindet.
Ihre Arbeiten wurden unter anderem auf der Venedig-Biennale, der Gwangju-Biennale, im Tanzquartier Wien, im brut Wien, auf den Wiener Festwochen, in La Ménagerie de Verre in Paris, auf dem Short Theater in Rom, in der Centrale Fies in Trentino, im MDT Moderna Dansteatern in Stockholm, im Inkonst in Malmö, in La Casa Encendida in Madrid, im Centro de Arte Dos de Mayo in Móstoles, im STUK Leuven und im Campo in Gent präsentiert. Fors hat Choreografie an der SNDO – School for New Dance Development in Amsterdam studiert.
Die bisherigen Gewinner*innen des H13 Niederösterreich Preis für Performance sind: Katharina Ernst (2024), Rehema Chachage (2023), Elisabeth Kihlström und Alexander Martinz (2022), Sara Lanner (2021), Julischka Stengele (2020),Helena Eribenne (2019), Otto Krause und Milan Loviška (2018), Anna Vasof (2017), Andrea Maurer (2016), Julia Marx (2015), Barbis Ruder (2014), Peter Fritzenwallner (2013), Lilo Nein (2012), Dolce & Afghaner – Djana Covic und Fahim Amir (2011), Jakob Lena Knebl (2010), kozek hörlonski – Peter Kozek und Thomas Hörl (2009), Christian Falsnaes (2008), Roberta Lima (2007)