Vortrag & Gesprächsrunde: TRADIERUNG VON PERFORMANCEKUNST – ZWISCHEN DOKUMENT UND WEITERSCHREIBUNG

Einführung / Kurzbeschreibung

Vortrag und Gesprächsrunde TRADIERUNG VON PERFORMANCEKUNST – ZWISCHEN DOKUMENT UND WEITERSCHREIBUNG

Bericht aus dem Forschungsprojekt archiv performativ. Ein Modell-Konzept für die Dokumentation und Aktualisierung von Performancekunst von Pascale Grau. Anschließende Gesprächsrunde mit Pascale Grau, Olivia Jaques (Moderation), Sabine Marte, Romy Rüegger und Angela Strohberger

Das Projekt erforschte und untersuchte verschiedene Artefakte und Dokumentationsformen, die im Kontext von Performancekunst entstehen respektive wie deren Potenzial tradiert werden kann. Es beteiligt sich damit am Diskurs über lebendige Archive, das kulturelle Gedächtnis und die künstlerische Forschung.
Archive müssen sowohl handelnd angeeignet werden, also öffentlich zugänglich sein, als auch Handlung provozieren können, um als Tradierungsmedium kulturell relevant zu bleiben. Das gilt für alle Archive, besonders aber für die Archivierung und Tradierung von Performancekunst, die vom Forschungsprojekt archiv performativ im Spannungsverhältnis von Dokumentation und Weiterschreibung thematisiert wurde. Das Projekt entwickelte ein exemplarisches Modell, das dem Anteil der künstlerischen Praxis in diesem Verhältnis einen grösseren Stellenwert einräumt, als dies in traditionellen Archiven sonst üblich ist.


Trotz einzelner Initiativen zur Sammlung von Performancedokumenten ist ein breiter Zugang zu Performance-Artefakten zumindest europäisch ein Desiderat, das sich in Forschungslücken niederschlägt. Die mangelnde Sichtbarkeit und Öffentlichkeit dieser Archive verstärkt auch ihre prekäre ökonomische und personelle Situation; die unzureichenden Ressourcen haben Auswirkungen auf die Pflege und Aufbereitung der Artefakte, wodurch sich die Auseinandersetzung mit Performancekunst in einem ständigen Kreislauf von Nachholbedarf und Aktualisierung, Anerkennung und Marginalisierung befindet. Diese Situation beeinflusst auch die Rezeption von Performances aus den 1970er bis 1990er Jahren. Bis heute finden sich vorwiegend kanonisierte Performances im Fokus der Forschung, die Jahrzehnte zurückliegen. Dem Forschungsteam ging es darum, der Fülle von performativen Arbeiten aus der jüngeren Vergangenheit eine zukünftige Erschliessung zu ermöglichen und die Voraussetzungen für eine Performance-Geschichtsschreibung zu befragen und zu verändern.
Der Umgang mit Archiven und Artefakten ist von Erwartungen und Annahmen geprägt. Dabei wird oft vergessen, dass hinter jedem Dokument, aber auch hinter jedem Archiv Autor/innen stehen, deren subjektive Massstäbe und Haltungen Auswirkungen auf die Auswahl und Zusammenstellung, den Inhalt und die Form haben. Die menschliche Wahrnehmung ist selektiv und fragmentierend, wie sich das auch in schriftlichen Augenzeugenberichten und anderen Texten zeigt und ebenso sind es die technischen Aufzeichnungsmedien wie Video, Fotografie und Audio. Ihnen wird nach wie vor ein wichtiger Stellenwert zugesprochen, obwohl der an sie gestellte Anspruch auf ‹Wirklichkeitstreue› und vollständige Wiedergabe des Livemoments zu relativieren ist.
Mit dem Ausstellungs- und Vermittlungsprojekt archiv performativ: ein Modell stellten wir einen Raum zur Verfügung, in dem modellhaft erprobt werden konnte, wie sich ein Archiv und deren Artefakte performativ weiterschreiben lassen.


Die Erkenntnisse des Forschungsprojektes und die Broschüre als PDF finden Sie auf:
www.zhdk.ch/?archivperformativ

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