Recherchen zum Mythos des "Primitiven"
© Kunstraum Niederoesterreich
Die Kooperation der Kunstvermittlung im Kunstraum NOE mit der Universität für angewandte Kunst Wien fand im Wintersemester 2012/13 statt. Zukünftige Kunstpädagog/innen und Kunstvermittler/innen sollten selbst eine Ausstellung „untersuchen“, analysieren (Konzept, Begleittext, kuratorische Praxis, Exponate) und in Folge Vermittlungskonzepte für Schulklassen entwerfen. Wesentlich erschien uns hier eine eigenständige Positionierung der Studierenden, die wiederum durch Diskussionen in ihrer Vermittlungsarbeit die Schüler/innen zu aktiven Stellungnahmen ermutigten.
Projektleitung
Ruth Mateus-Berr, Lilly Panholzer
Team
Carmen Fetz, Lukas Frankenberger, Jasmina Hirschl, Silvia Siegl, Lilian Wieser und Georg Wolf (Studierende der Abteilung Kunst und kommunikative Praxis)
eine Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst (Fachdidaktik, Abteilung Kunst und kommunikative Praxis)
Die Kooperation der Kunstvermittlung im Kunstraum NOE mit der Universität für angewandte Kunst Wien fand im Wintersemester 2012/13 statt. Zukünftige Kunstpädagog/innen und Kunstvermittler/innen sollten selbst eine Ausstellung „untersuchen“, analysieren (Konzept, Begleittext, kuratorische Praxis, Exponate) und in Folge Vermittlungskonzepte für Schulklassen entwerfen. Wesentlich erschien uns hier eine eigenständige Positionierung der Studierenden, die wiederum durch Diskussionen in ihrer Vermittlungsarbeit die Schüler/innen zu aktiven Stellungnahmen ermutigten. (Ruth Mateus-Berr)
(Lilly Panholzer)
Werden von Seiten der Kunstvermittler/ innen „autorisierte Wahrheiten“ (vgl. Oliver Machart) verkündet oder wird über ein dialogisches Format versucht, eigene Ansichten und Interpretationen der Besucher/innen zuzulassen und diese zum Diskussionsgegenstand zu machen? Vorausgesetzt wird dabei ein Verständnis von Bildung als einem wechselseitigen Verhältnis. Alle Beteiligten bringen eigene Horizonte an Wissen und Erfahrung in die bildende Situation mit ein und in diesem reziproken Verhältnis der Lehrenden und Schüler/innen zueinander, können vermeintlich klar definierte Rollen verschwimmen. Bildungsprozesse können auch im Kunstkontext nicht auf hierarchischer Wissensvermittlung basieren. Das Vermittlungsprojekt von Carmen Fetz und Georg Wolf ging vorwiegend von dieser Problemstellung aus, versuchte die Sprecher/innen-Positionen umzukehren und so ein selbstermächtigendes Format zu erproben. (siehe Video)
Das kuratorische Konzept zu „The Scientific People – Recherchen zum Mythos des Primitiven“ – so wie es sich für die Besucher/innen über die Rezeption der Kunstwerke oder den Katalogtext erschließt – wurde einer genaueren Überprüfung unterzogen. Die Ausstellung zeige laut Brigitte Felderer (Ausstellungskatalog 2012, 14) „künstlerische Recherchen und Positionen, die dem Mythos des Primitiven, den Sehnsüchten nach den Oppositionen, nach dem Unbenannten, dem Unkontrollierten gleichermaßen kritisch wie ironisch nachgehen.“
Der „abendländischen Vernunft“ charakteristisch ist es, in Gegensatzpaaren zu Denken. Dieser Tradition folgend wurde in der Ausstellung versucht, die gegenwärtige Gesellschaft mit einem ästhetischen, ironischen Blick zu durchleuchten. Dies geschah mit Hilfe der dichotomen Gegenüberstellung des „Primitiven“ und des „Zivilisierten“, ohne das „Primitive“ genauer zu definieren oder in Anführungsstriche zu setzen.
Von der Auseinandersetzung mit kulturwissenschaftlichen Primitivismuskonzepten ausgehend, setzten Jasmina Hirschl, Lukas Frankenberger, Silvia Siegl und Lilian Wieser die Ausstellung mit der Kritik an einer eurozentristischen Sichtweise auf die Welt in Beziehung. Ihre Vermittlungsprojekte gingen auf Problematik der Begriffe ein, setzten zum Beispiel „primitiv“ und „zivilisiert“ in Bezug zur kolonialistischen Vergangenheit (und Gegenwart). Es wurde befunden, dass sich ohne diese Problematisierung, die oft unreflektierte Konstruktion des „zivilisierten Westens“ und der „primitiven Anderen“ auch in der Rezeption der Ausstellung widerspiegeln könnte. Dem wollten die beiden Projekte entgegenwirken.
Das culture connected-Projekt wurde im Kunstraum Niederoesterreich und dem Gymnasium Geringergasse G11 mit Plinque, unter der Leitung von Lilly Panholzer, mit den Lehrpersonen Uli Kühn, Oona Peyrer-Heimstätt und Beate Pedarnig, gefördert von Kulturkontakt Austria, durchgeführt.
Videos © Projektteilnehmer_innen
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