Anetta Mona Chişa: Single pinks come and go. Farewell, red scale

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Ausstellung

Die Leopold-Figl-Gasse ergrünt! Die rumänische Künstlerin Anetta Mona Chişa setzt mit ihrer temporären Pflanzeninstallation Single pinks come and go. Farewell, red scale sattes Grün in die schmale Verbindung zwischen Herrengasse und Minoritenplatz. Ihr temporäres Gärtlein an der Fensterfront des Kunstraum Niederoesterreich ist sowohl ein poetisches Statement als auch der Einbruch des Privaten in dieses von Politik und Reichtum geprägte Innenstadtviertel.

 

Für die entlang der Leopold-Figl-Gasse gelegenen Fenster des Kunstraum Niederoesterreich hat Anetta Mona Chişa eine ortsspezifische Installation entwickelt. Jedes einzelne der Kastenfenster ist zur Straße hin geöffnet und mit Pflanztrögen bestückt, aus denen rankende, blühende, wilde oder gezüchtete Pflanzen wuchern. Mit Bedacht auf die urbanistische Situation, den Besucher_innenstrom und die benachbarten Gebäude, sowie die spezielle Beschaffenheit der mehrgliedrigen Fenster kokettiert das Projekt vordergründig mit der behübschenden Funktion von Pflanzen und reflektiert mit dem Einbruch dieses Elements von Privatheit zugleich den politischen, historischen und sozialen Charakter des Stadtviertels.

Doch es handelt sich nicht um beliebige Pflanzen: Ausgehend von den blumigen und anspielungsreichen Trivialnamen von Pflanzen im Englischen kreiert Chişa sogenannte phyto-language poems, indem sie aus den Namen der Pflanzen zusammenhängende, lyrische Texte formt, deren Syntax sich wiederum in der Anordnung der Pflanzen niederschlägt. Sprache als performative Handlung ist ein zentrales Thema in der künstlerischen Arbeit von Anetta Mona Chişa. Dem Projekt für den Kunstraum Niederoesterreich lag die Beobachtung zugrunde, dass Pflanzen in ihren volkstümlichen sprachlichen Bezeichnungen stark anthropomorphisiert, mit menschlichen Zügen, Emotionen und Handlungen versehen werden. Durch die eher der Interpretation als der Repräsentation geschuldeten Benennungen werden sie zu Trägerinnen von Informationen und Überbringerinnen von Nachrichten. Chişa benutzt diese von Menschen benannten Pflanzen nun als performative Äußerungen: in willkürlichen, poetischen Arrangements antworten die Pflanzen, indem sie menschliche Bedürfnisse und Handlungen spiegeln. Schließlich werden die linguistischen Assemblagen über die Dauer der Installation hinweg durch natürliche Prozesse des Wachsens, Blühens oder Welkens von den Pflanzen selbst überformt werden. Die bewohnten Fenster werden zu einem biologischen oder organischen Ereignis, dem der Denkansatz eines Pflanzenbewusstseins zugrunde liegt. In Single pinks come and go. Farewell, red scale wird der anthropozentrische und logozentrische Fokus der Semiotik durch einen „biosemiotic turn“ verschoben.

Verena Gamper

Single pinks come and go. Farewell, red scale ist ein Kooperationsprojekt des Kunstraum Niederoesterreich mit AIR–ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich. Anetta Mona Chişa war im August und September 2016 als Gastkünstlerin von AIR–ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich in Krems.

 

Anetta Mona Chişa, geboren in Rumänien, lebt und arbeitet in Prag. Als ausgebildete Bildhauerin interessieren sie die Grenzen dieses Mediums, die sie durch die Dimensionen Zeit und Raum zu erweitern versucht. Seit 2000 arbeitet sie vorwiegend mit der Künstlerin Lucia Akacova im Künstlerinnenduo.

Einzelausstellungen u.a.: I look at a sun, i am a catch, a cave ant, Rotwand gallery, Zürich (2016), ah, soul in a coma, act naive, attack, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen (2015), Material Culture / Things in our Hands, Christine Koenig Gallery, Wien (2011), How to Make a Revolution, MLAC, Rom (2010), Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova, n.b.k., Berlin (2008). 2011 Vertreterinnen Rumäniens in der 54. Venedig-Biennale.

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